Loyal dienen

Corinna
Gekeler

Von allen kirchlichen Privilegien ist das sog. Kirchliche Arbeitsrecht, das Millionen von Menschen von Anstellungen als Ärztin, Altenpfleger, Hausmeister oder Verwaltungsangestellte ausschließt, wohl das größte Ärgernis. Dass in Sozialeinrichtungen, sobald sie in kirchlicher Trägerschaft sind, diverse Grundrechte für die Beschäftigten nicht mehr gelten, ist ein andauernder Skandal.
Corinna Gekeler hat im Zuge der Kampagne Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz (GerDiA) untersucht, wer von derlei Diskriminierung alles betroffen ist und wie weit die Eingriffe ins Privatleben reichen. Ihre nun in einer stark erweiterten Fassung als Buch erschienene Studie gliedert sich in drei Teile. Zunächst zeigt die Politologin anhand konkreter Fälle die konkreten Dimensionen der Diskriminierung auf. Im zweiten Abschnitt erörtert sie die Rechtslage, die Sonderregelungen im Betriebsverfassungsgesetz und im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, aber auch innerkirchliche Richtlinien. Dabei wird deutlich, dass es durchaus Möglichkeiten gibt sich zu wehren und dass derzeit Bewegung in die Rechtsprechung gekommen ist. Daran knüpft das dritte Kapitel an, das vor allem Stimmen aus der Politik zu Wort kommen lässt, die für eine Veränderung der momentanen Zustände eintreten.
Der Band glänzt durch einen ungeheuren Facettenreichtum, den er durch die zahlreichen Interviews mit Betroffenen und Experten gewinnt. Für alle, die sich in dieser Frage politisch engagieren, ist er das ultimative Handbuch.

Alibri
2013
Ausleihservice der freigeistigen Bibliothek: 
Dieses Buch kann ausgeliehen werden.
Bestandsnummer: 
1141

Kommentare

Liebe Interessierte und Unterstützer_innen der "Kampagne gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz" (GerDiA), soeben ist die Buchfassung von Corinna Gekelers Studie „Loyal dienen“ erschienen. Wesentlich ausführlicher noch als in der im November veröffentlichten Studie, stellt die Politologin die verschiedenen Ebenen und Formen der Diskriminierung in kirchlichen Einrichtungen bzw. Sozialeinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft dar. Desweiteren befasst sie sich mit der rechtlichen Situation und dem Veränderungspotential, das sich mittlerweile auch in der Politik zeigt.

... aber ein Veränderungspotential wie im Kommentar von 31.8.2013 erhofft, zeichnet sich bei dieser Thematik scheinbar nicht ab. Die Sonderrechte der Kirchen wurden in Einzelfällen jüngst höchstrichterlich bestätigt und zumindest aus meiner Perspektive ist kein politischer Wille zu erkennen, über die Gesetzgebung die anachronistischen, kirchlichen Pfründe einzuschränken. Verbesserungen in der Praxis des kirchlichen Arbeitsrechtes sind höchstens der Schwierigkeit bei Caritas und Diakonie geschuldet, noch Personal zu finden, das den kirchlich-moralischen Ansprüchen genügt. Sobald es der Arbeitsmarkt hergibt, kann die Kirche jederzeit wieder nach Gutdünken rigide agieren - das Recht dazu haben wir ihr gesetzlich eingeräumt. Corinnas Gekelers These der Diskriminierung bleibt hoch aktuell, wohl leider noch lange. Wer mag mir hoffnungsvoll widersprechen? Ich würde mich freuen!

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